Die Frage lautet nicht: Wie mache ich Werbung in den sozialen Medien. Die Frage lautet: Wie kommuniziere (und lebe) ich hier …
Diese Woche telefonierte ich mit einem neuen Kontakt, der mir sagte: „Ja, auf LinkedIn habe ich ein Profil, aber da passiert nix …“
Hmmm … Nein, durch das Profil selbst passiert erstmal nix. Das ist richtig. Aber das ist auch nicht die Idee von LinkedIn & Co.
Ich bezeichne soziale Netzwerk gerne als Stadt, ein besonders bunter, vielfältiger, weltumspannender und kommunikativer Ort. Es gibt Schulen und Universitäten (ja,… bisweilen auch Kindergärten … :) und jede Menge Literaturcafés mit Diskussionen, Vorträgen, Lesungen, dazu eine gigantische Auswahl an Zeitungen und gar Kunstausstellungen. Hier trifft man sich, kommt alleine oder in Gruppen. Das Besondere daran ist, dass man ganz leicht auch mit den Nachbartischen ins Gespräch kommt. Sehr leicht sogar. Ein wenig aufmerksam zuhören, was dort geredet wird und, ist das eigene Interesse einmal geweckt, steuert man selbst etwas dazu bei und wird Teil der #Diskussion, lernt so neue Menschen kennen. Mit der Zeit erkennt man, ob diese*r neue Bekannte wirklich dieselben Interessen, Werte oder Schwerpunkte hat und es sich lohnt, den #Kontakt zu intensivieren, sich näher kennenzulernen, sich gar wieder einmal zu treffen und schließlich Geschäfte miteinander zu machen – #it'sPeopleBusiness.
Hier lerne ich meine Mitmenschen kennen, finde heraus, was sie können und wofür sie brennen
Ach so, ja, und dann gibt es in dieser Stadt noch auffällig viele Litfaßsäulen mit jeder Menge Werbung. Daran gehen die meisten aber unbeachtet vorbei. Ok, es gibt einige wenige, die den Werbetreibenden kennen. Die stellen sich kurz davor und heben flüchtig den Daumen bevor sie sich dann wieder ihren eigenen Dingen widmen.
Was das konkret bedeuten kann …
Nach Neujahr hatte einer meiner Kontakte ein wunderschönes Gedicht gepostet: „May your coming year be filled with magic and dreams and good madness - #dreams und #goodmadness – wie toll!! Da musste ich mich bei ihm spontan bedanken, dass er mir durch seinen Post das Herz erwärmt hat. Parallel habe ich mich mal intensiver damit beschäftigen, wie sich sein Unternehmen zwischenzeitlich entwickelt haben… – wow! Wir sollten mal wieder telefonieren, dachte ich da. #einfachschön. #einfachinteressant.
Wenig später hüpfte erneut das Herz als ein Artikel über die liebe @AnneKoark in der @brandeins gepostet wurde. Ein sehr nachdenklicher, aber vor allem motivierender Beitrag übers #Scheitern, für den ich eine große Leseempfehlung aussprechen möchte (https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6752184408326840320/?commentUrn=urn%3Ali%3Acomment%3A(activity%3A6752184408326840320%2C6753710272407498752). #Motivation. #undANNEisteinfachklasse.
Einige Kontakte haben kürzlich neue #Jobs angenommen. Da schickt man gerne doch #vielErfolg, telefoniert spontan, redet darüber hinaus noch ein wenig über dies und jenes und diesen und jene – #fullyupdated. Vor allem: Der ein oder andere ist nun in einer Position, die für mich noch interessanter ist als vorher. #dranbleiben.
Und dann hat sich noch eine Bekannte selbständig gemacht – raus aus einem sicheren Job, rein in die Ungewissheit mit hohem #Sinn- und Selbstverwirklichungsfaktor. Perfekter Anlass, um sich nächste Woche ganz real zu treffen, Montag, 11:30 zum Spaziergang – ich freue mich. #netzwerken.
Nebenbei habe ich mich als ehemalige #MINTZunkunftSchaffen Botschafterin in eine Diskussion über #Frauen & #MINT eingeklinkt und die Kommentare einer sehr spannenden Frau verfolgt. Sehr kluge Ansichten, sehr interessante Beiträge. Also eine Kontaktanfrage geschickt und meine Begeisterung für ihr zukunftsorientiertes Denken mitgeteilt – #neuerKontakt. Und die Offerte, sich demnächst mal persönlich auszutauschen nehme ich gerne an. #soschnellundeinfachkannsgehen.
Gelernt habe ich auch wieder jede Menge. Zugegeben, das mit dem #hyperloop war jetzt nicht unbedingt mein Thema, aber mega interessant. Im HBM wurde etwas zu meinem Herzensthema Kommunikation veröffentlicht „… I now realize you have to spend at least as much time on explaining the logic behind the choices.” Fällt unter die Rubrik: Dem Bewusstsein wieder ein Steinchen hinzugefügt. #BewusstseinsErweiterung. #WissenÜberallVerfügbar.
Social Media ist kein Monolog, sondern Dialog (Roman Rackwitz)
Dann selbst ein Problem gehabt und den großartigen @RomanRackwitz angeschrieben. Roman, das sage ich immer und gerne, ist hierzulande der Großmeister in Sachen Social Media (und in erster Linie #Gamification). Zwei Nachrichten ausgetauscht und so blitzfix die Frage gestellt war, so blitzfix und erhellend war sie auch beantwortet. Danke, wie immer, lieber Roman. #HilfeErhalten.
Der Bundesverband der Personalmanager hat sieben Thesen für HR rausgehauen, die mich wiederum umgehauen haben. Darüber brütend habe ich mich gefragt, wie diese Thesen zu werten sind. 1. Die Inhalte sind bekannt, wenn nun auch mit der Covid-Thematik angereichert. 2. Jede einzelne These an sich ist bereits so umfassen, dass HR angesichts des Volumens durchaus mal laut stöhnen darf. 3. Fehlte mir erst einmal die Zielsetzung, dieses Papiers. Es gibt inzwischen ein erhellendes Interview mit der #BPM-Präsidentin @IngaSransfeld-Haase (https://www.haufe.de/personal/hr-management/agenda-2021-des-bpm-praesidentin-dransfeld-haase-im-interview_80_533826.html). Bis dahin hatte ich einiger #Personaler*innen aus meinem #Netzwerk angerufen und nachgefragt: Sind diese Thesen für Euch inspirierend? Richtungsweisend? Grundsätzlich kam bisher die Kritik, dass es nichts Neues sei. Aber allzu gerne werde ich mich auf meiner ewigen Mission, HR Best Practices vorzustellen, daran machen, diese Thesen mit konkretem Leben zu füllen, nach Ideen und Empfehlungen Ausschau halten und die Ergebnisse in den management meetings Foren vorstellen. Also alles in allem: perfekte Arbeitsvorlage für die kommenden Wochen. #staytuned. #inspiration.
Und dann kam dieser Post anlässlich des 5. Todestages von David Bowie. Ein Tag, der seinerzeit einen Moment der Dunkelheit in die helle Musikwelt brachte. Über Tage hinweg schüttete jeder seine Bowie-Erinnerungen in die Kommentarleiste und wohl keine*r der Leser*in-nen und Kommentierer*innen, der*die nicht danach in seiner*ihrer Mediathek nach „Heroes“ suchte, einmal bis zum Anschlag aufdrehte um danach in Wehmut zu verfallen und zu überlegen, ob zwischen Beethoven und Bowie etwas annähernd großARTiges komponiert worden war, in jedem Fall vollkommen sicher, dass es einen Bowie nie wieder geben wird. Dieses gemeinschaftliche Trauern und Erinnern spuckte, so ganz nebenbei, gleich drei neue Kontakte aus, zum Teil mehr der momentanen Euphorie denn eines zielgerichteten Netzwerkens geschuldet, aber auch das gehört dazu. Ich bin überzeugt, dass wir vier bei einem Bowie-Gedächtnis-Konzert in der ersten Reihe stehen und am lautesten mitsingen würden, um danach, noch völlig überwältigt und voller Mitteilungsdrang, vor der Halle weiter miteinander zu reden. Also irgendwie so wie wir es virtuell getan haben. Danke an @PeterSchindler für diese Initiative.
Und was hat das alles gebracht …?
Das ist ein kleiner Ausschnitt aus ein paar LinkedIn Tagen. Und nein, ich habe nicht zuviel Zeit. Vielmehr lebe ich in dieser Stadt. Hier lerne ich meine Mitmenschen kennen, finde heraus, was sie können und wofür sie brennen – sehr konkret mit der Möglichkeit der persönlichen Begegnung.
Hier lasse ich mich inspirieren, höre Neues, bekomme Buchempfehlungen, erfasse Trends, informieren mich. Und ich schreibe meine Gedanken und Ideen zusammen und kann sie in meinem Profil veröffentlichen, gleich meinem eigene Publikationsforum (vor einigen Jahren hätte ich dafür noch einen Verlag benötigt).
Ein Netzwerk ist keine Akquise- sondern eine Kennenlernplattform
Darüber hinaus gehe ich meinen Hobbys wie Kunst und Musik nach, freue mich über Gruppen wie ‘WomenInPhotography’ und dass ich als Hobby-Photographin hier, gleich einer Galerie, meine Bilder zeigen kann. Das Schönste ist, dass meine Stadt sich einmal um die Erdkugel spannt was mir unlängst die Möglichkeit gab, mit einer Künstlerin aus New York zu chatten. #PrivatheitErlaubt.
Und wenn ich mal meine Ruhe brauche, dann gehe ich nach Hause und mache die Tür hinter mir zu.
Denn dieses Netzwerk ist ein Teil von mir – privat wie beruflich. In erster Linie bin ich in diesem Netzwerk ich selbst.
Man darf nicht die Erwartung hegen, dass einem mit der Anmeldung Aufträge zufliegen. Solange man still Zuhause sitzt, wird niemand in der Community aufmerksam – wie auch. Ein Netzwerk ist auch originär keine Akquise- sondern eine Kennenlernplattform, selbst, wenn es für den Business-Alltag etabliert wurde und jeder sich und seine Dienste vorstellen kann. Was wir hier alle machen ist „people business“ und wo, wenn nicht hier, kann man sich seinen Mitmenschen vorstellen, durch Beiträge und Kommentare zeigen, an was man glaubt, für was man brennt, für was man steht. Das ist nicht nix. Das ist viel. Sehr viel sogar (… wenn man weiß, wofür man steht #FingerInDerWunde?!?).
Auch daher wird Werbung selten goutiert, denn sie reduziert das Netzwerk auf das Niveau einer Litfaßsäule. Dort funktionieren durchaus Ankündigungen für Events, nicht aber das Rausposaunen von Werbebotschaften einer eher unbekannten Marke und möglicherweise noch einer erklärungsbedürftigen Dienstleistung. #vielSchulterzucken.
Und auch deshalb gebietet es nicht nur die Höflichkeit, eine Kontaktanfrage mit einem kurzen Schreiben über den Beweggrund zu verbinden. Schließlich läuft man auch im realen Leben nicht einfach auf jemanden zu, drückt dieser Person schweigend seine Visitenkarte in die Hand und läuft rasch weiter. Was würdet Ihr tun, wenn das jemand mit Euch machen würde? Im Zweifelsfall wegwerfen. Den Grund, warum man jemanden kontaktiert und was einen an diesem Profil interessiert, den würde der Adressat doch gerne erfahren. (Kleine Anmerkung: Noch besser funktioniert es, wenn man sich auf das Profil des Adressaten bezieht statt ihm im Moment der ersten Kontaktaufnahme gleich die eigene Werbebotschaft um die Ohren zu hauen, wie heute gerade wieder (verkürzt): „Guten Tag, ich bin Coach und möchte Ihnen helfen …“).
Oder, um es kurz und prägnant mit den Worten meines Lehrmeisters @RomanRackwitz auszudrücken: Social Media ist kein Monolog, sondern Dialog. Und ich füge an: Und dieser Dialog sollte sich an Deinem Leben, Deine Art Dein Geschäft voranzutreiben und Deine Kommunikationsweise in der realen Welt orientieren. #beYOU
Und dann, genau dann, funktioniert Social Media. Und zwar unfassbar perfekt, da direkt und persönlich – sogar und besonders in Zeiten der Pandemie ("Nimm das, Corona!"). In diesem Sinne: Geh‘ raus und lerne Deine ganz persönliche Stadt kennen! Sie heißt Dich willkommen, ganz bestimmt ...